Seit Beginn der Aufzeichnungen am 26. März 2020 hat der kommunale Ordnungsdienst der Stadt Münster bei 7.652 Kontrollen 3.023 Verstöße gegen Corona-Schutzvorgaben festgestellt. Diese und weitere Zahlen berichtete Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer am Freitag bei einer Pressekonferenz im Festsaal des Rathauses, der bislang auch der häufigste Tagungsort des Krisenstabes selbst war.
„Trotz der notwendigen und zum Teil drastischen Maßnahmen haben wir es vermocht, die Zustimmung des größten Teils der Bevölkerung zu gewinnen“, bilanzierte Heuer die zurückliegenden 76 Tage seit der ersten Sitzung des Krisenstabes. Diese Zustimmung war laut Heuer mehr als nur ein politisch erfreulicher Begleitumstand: „Ohne das große Verständnis der Bevölkerung für die harten Maßnahmen hätten wir heute eine ganz andere Situation“, sagte Heuer.
In der bisherigen Spitze des münsterischen Pandemiegeschehens registrierte der Krisenstab am 30. März 340 Infizierte. Am 6. Mai war diese Zahl auf acht gesunken. Zuletzt stieg die Zahl wieder. Wesentliche Ursache ist nach bisherigem Kenntnisstand, dass massive Verstöße gegen die Hygiene- und Kontaktvorschriften innerhalb einer Großfamilie mehrere Neuinfektionen ausgelöst zu haben scheinen.
Dr. Norbert Schulze Kalthoff, Leiter des städtischen Gesundheits- und Veterinäramtes, sprach unter Bezug auf diesen Fall von bislang 16 dokumentierten Infektionen. „Wir mussten aufgrund dieses Ausbruchs 40 Personen unter Quarantäne stellen“, so Dr. Schulze Kalthoff. Noch am Freitagmorgen suchten zwei Mitarbeiter der Stadt die Großfamilie auf, um nachdrücklich an die Notwendigkeit des Einhaltens entsprechender Schutzvorschriften zu erinnern.
Aus Heuers Sicht hat sich die frühe Einführung einer sehr weitgehenden Pflicht zum Tragen von Mund- und Nasenschutztüchern oder entsprechenden Masken in Münster bewährt. Schon am 20. April führte Münster eine solche Pflicht als erste Großstadt in NRW ein – vier Tage später zog die Landesregierung nach. Heuer deutete an, dass er beim Krisenmanagement auf Landesebene Verbesserungspotenzial sieht. Insbesondere der Vorlauf für die Umsetzung landesseitiger Vorgaben auf kommunaler Ebene sei häufig unverständlich knapp bemessen gewesen.
Im weiteren Verlauf der Pandemie hält Heuer drei Szenarien für möglich: Eine neue große Infektionswelle im Herbst, mehrere kleinere Wellen oder starke, aber lokal begrenzte Ausbrüche. „Ich gehe davon aus, dass mit dem Fortgang der Pandemie zunehmend Entscheidungen von Bund und Land an die lokale Ebene verwiesen werden“, so Heuer. Entsprechende Vorbereitungen treffe der weiterhin tagende Krisenstab der Stadt Münster schon jetzt. So würden aus den bisherigen Erfahrungen Maßnahmen für unterschiedliche Krisenszenarien abgeleitet und entsprechende Ressourcen gesichert. Heuer ist aber zuversichtlich: „Der Krisenstab hatte gemeinsam mit anderen Akteuren die Corona-Lage in Münster bislang jederzeit im Griff. Ich sehe die Stadt Münster auf den weiteren Pandemieverlauf gut vorbereitet.“
Rückfragen: Stadt Münster, Thomas Reisener
Quelle: Stadt Münster