Kampf um Frauenstraße 24 wird Archivgut

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Kulturverein übergibt Unterlagen aus knapp 50 Jahren / Hausgeschichte wartet auf Erforschung

Dass die Frauenstraße 24 und die dazugehörige Kneipe für vielseitige Kulturangebote und gute Küche bekannt sind, war vor knapp 50 Jahren nicht abzusehen. Damals wollte ein Immobilienmakler den  Altbau abreißen und Platz für lukrative Neubauten schaffen. Doch im Herbst 1973 besetzten Studierende, die keine Unterkunft in Münster fanden, das Haus. Das Blatt wendete sich, und die Frauenstraße 24 wurde zum Symbol studentischer Selbstverwaltung. Verantwortlich für das Programm ist der Kulturverein Frauenstraße 24 e.V., der seine Unterlagen nun im Stadtarchiv Münster deponiert und der Öffentlichkeit zugänglich machen wird.

„Die umkämpfte Geschichte des Hauses soll auch zeigen, dass sich Engagement lohnt“, begründet Friedhelm Redlich, zuständig für die Archivalien des Kulturvereins, diese Entscheidung. Gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden Dr. Joachim Hetscher sowie den ehemaligen Haussprechern Bernd Uppena und Jochen Kämper organisierte er die Übergabe von Dokumenten, Fotos und Liedtexten ans Stadtarchiv.

Der Fundus erzählt von 50 Jahren Geschichte der Hausbesetzer, von studentischem Protest und alternativen Kulturformaten. Dass die Besetzung der Frauenstraße 24 zum Erfolg führte, lag auch am Rückenwind durch die Öffentlichkeit. Verständnis für die Wohnungsnot der Studierenden kamen vom  Rektor der Universität, aus Teilen der Stadtbevölkerung und auch vom  Bischof – wenngleich sie Rechtsbrüche nicht dulden wollten. Über neun Jahre kämpfte die Besetzergemeinschaft für den Erhalt des Hauses. 1981 setzte sie sich durch. Der Abriss wurde abgewendet, der Jugendstilbau unter Denkmalschutz gestellt. Bis heute gibt es dort studentische Wohngemeinschaften, die Kneipe im Erdgeschoss ist bekannt geworden als Ort für Gastronomie, Kultur und Bildung. „Das ist ein spannender Nachlass, der die behördliche Sicht auf Hausbesetzungen um eine wesentliche Perspektive ergänzt“, ordnet Archivleiter Dr. Peter Worm die Unterlagen in die jüngste Geschichte Münsters ein.

Aktuell erforschen Studierende die Geschichte des Hauses, zuvor auch Schüler: „Das Interesse an den neuen Quellen und am Thema ist riesig“, berichtet Dr. Philipp Erdmann, der die Lehrveranstaltung leitet und gemeinsam mit der stellvertretenden Archivleiterin Anja Gussek die Unterlagen erschließen wird. Schließlich steht 2023 das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Hausbesetzung an. „Gefeiert wird sicherlich. Vielleicht gelingt auch eine Bilanz in Form einer Veröffentlichung oder Ausstellung“, sagt Hetscher. Der neue Bestand im Stadtarchiv steht dafür bereit.

Quelle: Stadt Münster

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