Corona: Gelungener Impfstart in Münster

Arbeitsintensive Weihnachtstage in den Alten- und Pflegeeinrichtungen - Ehrenamtliche Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen unterstützen bei Testungen

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138 Bewohnerinnen und Bewohner von Johanniter-Stift und Handorfer Hof sowie 42 Pflegekräfte in den genannten Pflegeeinrichtungen haben am Sonntag (27.12.) ihre Erstimpfung zum Schutz vor einer schwerwiegenden Covid-19-Erkrankung erhalten. „Ich bin sehr froh, dass wir nun endlich starten konnten und der Auftakt so reibungslos wie erwartet geglückt ist“, sagt Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe. Und: „Am Tiefpunkt der Pandemie-Auswirkungen haben wir gerade ein Weihnachtsfest mit vielen Neuinfektionen, Todesfällen und Umstellungen für uns alle erlebt – inmitten dieser Zeit gibt es nun aber eine echte Hoffnungsnachricht, dass dies den Anfang vom Ende der Pandemie bedeutet: es wird ein guter Start in das neue Jahr.“ Genau 302 Tage liegen damit zwischen dem ersten in Münster bekannt gewordenen Corona-Fall am 29. Februar und der ersten Impfung gegen das nach wie vor grassierende Virus.

„Virus gemeinsam bekämpfen“

Nahezu zeitgleich um 14 Uhr wurden an der Weißenburgstraße und an der Handorfer Straße die ersten Injektionen verabreicht – und Maria Nienhaus, 101 Lenze jung, zeigte sich gänzlich unbeeindruckt, als Dr. Peter Münster im Johanniter-Stift die Spritze ansetzte: „Es ist ja wichtig für alle Menschen“, sagte sie, „dieser Virus kann nur von allen gemeinsam bekämpft werden.“

Parallel der Impfstart im zehn Kilometer nordöstlich gelegenen Seniorenzentrum Handorfer Hof: Hier erhielt die 87-jährige Elisabeth Kruse ihre Erstimpfung. Dr. Hendrik Oen (Leiter der KVWL-Bezirksstelle Münster) dazu: „Es hat sich gelohnt, dass wir alle zusammen an den Weihnachtsfeiertagen noch einmal Vollgas gegeben haben – obgleich wir wissen, was wir den Häusern und Mitarbeitenden damit abverlangten. Aber: Die Bekämpfung der Pandemie ist ein Gemeinschaftsprojekt und wir haben jetzt gesehen, wie gut alles funktionieren kann. Damit starten wir hoffnungsfroh auch in die nächsten Impfrunden.“

Erleichterung über den Impfstart

Es sind tatsächlich beeindruckende Zahlen, die die Stadt Münster und die KVWL am Wochenende vermelden können: „Was uns überaus zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass wir in den nächsten Tagen bei über 1000 Impflingen die Nadel ansetzen werden. Über 2000 uns zur Verfügung stehende Dosen fordern wir in diesem Jahr noch an. Und wir haben bereits von über 3000 Impflingen die Zustimmung vorliegen“, so Dr. Peter Münster – gemeinsam mit Hendrik Oen ärztliche Leitung des Impfzentrums.

Diese Bereitschaft kommt nicht von ungefähr. Gerade in den Pflegeeinrichtungen ist der Druck auf alle Beteiligten seit vielen Monaten immens, Engagement und Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr in den Alltag aber umso größer: „Ich bin erleichtert, dass es endlich einen Impfstoff für uns gibt – für uns ist es ein guter Tag“, sagt Maria Christina Prüsse (77), die am frühen Samstagnachmittag auch zu den ersten Impflingen Münsters gehörte und sogar während der Injektion lächelte.  Josef Weidner (88) scherzte überdies: „Das war schon alles? Ohmannomann. Kann ich nicht verstehen, dass Leute da so eine Angst vor haben!“

Einrichtungen haben wichtige Vorarbeit geleistet

Wolfgang Heuer, Leiter des städtischen Corona-Krisenstabs, überzeugte sich im Johanniter-Stift vom lang ersehnten Auftakt der Impfphase, vermittelte wie OB Markus Lewe am Handorfer Hof allen Beteiligten Mut und Zuversicht: „Der Impfstart ist wie ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk, wunderbar. Die Menschen hier in den Einrichtungen sind sehr offen und interessiert am Thema, machen mit – besser hätte es heute einfach nicht laufen können. Und trotz der immensen Belastung auch über die Weihnachtsfeiertage sind bereits zahlreiche weitere Bereitmeldungen aus den Einrichtungen erfolgt.“ Bedeutet: In den kommenden Wochen wird – abhängig von der Verfügbarkeit des Impfstoffes – eine mittlere vierstellige Zahl an besonders vulnerablen Personen in Pflegeeinrichtungen mit der Schutzimpfung versorgt werden können.

Dr. Peter Münster ist bester Dinge, dass auch die nächsten Impftermine erfolgreich verlaufen werden: „Es hat sich ausgezahlt, dass die Heime uns so gut Vorarbeit geleistet haben und jetzt auch bei der Durchführung der Impfung unterstützen. Das bedeutet, dass wir hier zügig durchkommen, aber auch individuell genug Zeit haben für jede Bewohnerin und jeden Bewohner.“

2400 Impfungen im Impfzentrum unter Volllast

Wann in der Folge die nächsten Impfdosen verfügbar sind, ist noch nicht endgültig geklärt. Im bereits Mitte Dezember fertiggestellten Impfzentrum in der Messehalle Nord könnten aber unter Volllast bis zu 2400 Personen geimpft werden. Nicht zu vergessen: Nach der Erstverimpfung ist eine weitere Impfung zwingend nötig, um den Immunschutz zu vervollständigen. Diese wird im Abstand von 21 Tagen erfolgen.  Ein guter Immunschutz beginnt etwa sieben Tage nach der zweiten Impfung.

Wichtig zu wissen: Ohne die schriftliche Impfberechtigung und einen entsprechenden Termin ist kein Zutritt zum Impfzentrum möglich. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wird bald alle Details zum Verfahren der Terminvergabe kommunizieren.

180 Ehrenamtliche für Schnelltestungen

Seit rund zehn Monaten sorgen viele Menschen in dieser Stadt dafür, dass die Zahl der Infektionen möglichst niedrig gehalten wird – zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger, aber auch um die Stabilität des Gesundheitssystems weiterhin zu gewährleisten. Das schließt die enormen Kraftanstrengungen des städtischen Krisenstabs, aber auch die ganz individuelle, aufopferungsvolle Bereitschaft ehrenamtlich tätiger Personen mit ein: Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen hatten sich am Mittwoch spontan bereit erklärt, über die Weihnachtsfeiertage und auch zum Jahreswechsel die Alten- und Pflegeeinrichtungen in Münster angesichts einer Vielzahl erwartbarer Weihnachtsbesuche bei den so kurzfristig vorgeschriebenen Schnelltestungen zu unterstützen.

Mehr als 180 Ehrenamtliche aus den genannten Bereichen ermöglichen so ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Teilhabe für die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen. Dort zeigte man sich bereits sehr dankbar für die sinnvolle Hilfe – tatsächlich gab es auch positive Testungen einzelner Angehöriger, die dann aufgrund weiterer nötiger Überprüfungen nicht die Einrichtungen betreten durften. Koordiniert wurde der Personaleinsatz von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW).

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