Kritischer Blick auf Münsters Kriegerdenkmale

Didaktische Publikation des Stadtarchivs für Schulen / Unbequemer Erinnerungskultur auf die Spur gehen

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Münsters öffentlicher Raum ist voller Geschichte. Nahezu 40 Kriegerdenkmale erinnern in Parks oder der Promenade an Opfer und mitunter an Verursacher von kriegerischer Gewalt. Einige von ihnen wandelten sich von Anlaufstellen für ehrendes Soldatengedenken zu Steinen des Anstoßes, die heute Debatten um das „richtige Erinnern“ befördern. Als erste Ausgabe der neuen Reihe „Forschen und Lernen“ stellt das Stadtarchiv nun Quellen zu intensiv diskutierten Kriegerdenkmalen in Münster vor. Darin: Fakten zu diesen Zeugen der Zeitgeschichte, einordnende Informationen, Projektvorschläge für Schulen und pädagogische Arbeit.

„Die didaktische Veröffentlichung bietet eine sehr gute Grundlage, sich kritisch mit Geschichte und Erinnerung vor Ort zu beschäftigen“, sagt Stadtdirektor Thomas Paal. „Umso mehr freue ich mich, dass das Stadtarchiv allen Schulen in Münster Exemplare für eigenständig-forschende Entdeckungen zur Verfügung stellt. Vielleicht kann die Materialsammlung darüber hinaus in diesen Wochen ohne Präsenzunterricht sogar beim Lernen daheim hilfreich sein“, so der Schuldezernent.

Der Band ist in Kooperation mit dem NRW-Landesverband des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge entstanden und bietet sich besonders für den Geschichtsunterricht der Mittel- und Oberstufe an. Doch auch im Politik- oder Religionsunterricht stellen sich Fragen nach dem Umgang mit Erinnerungen an Krieg und Unrecht. Stadträtin Cornelia Wilkens fördert als Kulturdezernentin die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Kunst in der Stadt. „Denkmale fordern uns mit ihren Botschaften immer wieder neu heraus. Die Quellensammlung des Stadtarchivs hilft jungen Menschen, sich ein eigenes Urteil zu bilden: Wie will ich zukünftig mit Kriegerdenkmalen umgehen? Wem würde ich persönlich ein Denkmal setzen?“

Das Team des Stadtarchivs um seinen Leiter Dr. Peter Worm richtet den Blick über Denkmale hinaus auch auf andere Erinnerungszeichen. 2023 jährt sich der Westfälische Friedensschluss zum 375. Mal. Hier fragt die Publikation bewusst provokativ, weshalb das einzige Friedensdenkmal der Stadt – anders als viele Kriegerdenkmale – nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiederaufgebaut wurde. Auch für den Kunstunterricht in jeder Altersstufe bietet die Sammlung spannende Impulse: Wie also könnte ein Denkmal für den Frieden heute aussehen?

Das Stadtarchiv bietet Lehrkräften bei Bedarf weitere Informationen an. Interessierte können die Broschüre dort auch erwerben (Kontakt über die E-Mail archiv@stadt-muenster.de). Anstöße zum vom Rat angeregten Diskussionsprozess zum Umgang mit Denkmälern liefern zudem die städtischen Internetseiten unter www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale.

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