Hebammen werden künftig an Hochschulen ausgebildet. Davon profitieren nach Einschätzung von Nicola Bauer, Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, nicht nur Hebammen, „sondern vor allem Frauen, ihre Kinder und Familien“, wie die Expertin im Apothekenmagazin „Baby und Familie“ betont.
Umsetzung einer EU-Richtlinie
Die Verlagerung der Hebammen-Ausbildung an Universitäten und Hochschulen hat zum einen rechtliche Grundlagen. „Das ist ein längst überfälliger Schritt“, sagt Yvonne Bovermann, Beirätin im Vorstand des Deutschen Hebammenverbands. Deutschland gehört zu den letzten Ländern, die eine EU-Richtlinie von 2013 umsetzen. In dieser wurden Mindeststandards für die Ausbildung festgelegt, unter anderem eine zwölfjährige allgemeine Schulbildung als Voraussetzung. Das kollidierte bisher mit den Regelungen für Berufsschulen.
Höhere Versorgungsqualität für Mutter und Kind
Doch auch aus anderen Gründen ist die Akademisierung der Hebammen-Ausbildung Experten zufolge nötig. „Hebammen arbeiten eigenverantwortlich, und ihre Tätigkeiten und Aufgaben sind mittlerweile sehr komplex. Es geht nicht nur darum, lieb und nett zu sein, sondern evidenzbasiert zu arbeiten – und das lernt man nur an einer Hochschule“, sagt Melita Grieshop, Professorin für Hebammenwissenschaft an der Evangelischen Hochschule Berlin. „Ich gehe davon aus, dass das Mehr an Bildung für die Hebammen ein Zugewinn an Versorgungsqualität für Mutter und Kind bringt.“ Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation zeigte, dass die Akademisierung in 50 Punkten zu einer Verbesserung der Gesundheitslage von Müttern und Babys führte. So nahmen beispielsweise die Frühgeburts- und Kaiserschnittrate ab.
Quelle: Wort und Bild Verlag