Seit genau 75 Jahren gab es keinen Krieg mehr in den Ländern der Europäischen Union. Und das, obwohl einige dieser Länder noch im 20. Jahrhundert erbittert gegeneinander gekämpft haben. Das ist ein Grund zur Freude, aber auch ein Aufruf, wachsam zu sein und den Frieden zu schätzen.
Gerade Städtepartnerschaften gelten seit dem Zweiten Weltkrieg als Instrument zur Friedenssicherung. Dieser Gedanke war Anlass für eine Gedenkfeier in Münster, zu der die Stadtspitzen aller Partnerstädte eingeladen waren. Wegen der Corona-Pandemie konnten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Partnerstädte nur per Videokonferenz mit Oberbürgermeister Markus Lewe diskutieren. Erstmalig aber gelang es OB Lewe, seine Kollegen aus aller Welt gleichzeitig im Friedenssaal zu begrüßen – wenn auch nur virtuell.
Zugeschaltet waren die Partnerstädte York/GB, Orléans/Frankreich, Kristiansand/Norwegen, Monastir/Tunesien, Rishon LeZion/Israel, Rjasan/Russland, Mühlhausen/Thüringen, Lublin/Polen und Enschede/Niederlande zum Thema „Erinnerungskulturen nach dem Zweiten Weltkrieg“.
Tenor des Gesprächs war, dass Frieden nur gelingt, wenn alle Länder weltweit sich dafür engagieren und die gemeinsamen Werte in gemeinsame Resolutionen und Gesetze einfließen. Minimalgrundlage für einen zukünftigen Frieden seien die Menschenrechte, so Jan Oddvar Skisland aus Kristiansand.
Die Yorker Bürgermeisterin Janet Looker betonte, dass die beteiligten Städte mehr Gemeinsames als Trennendes haben und dass sich jeder Mensch klar sein müsse, dass Vielfalt eine Stärke sei. Die Verwaltungsleiterin aus Rjasan in Russland Nadezhda Shtevnina stellte heraus, dass eine friedliche Zukunft nur möglich ist, wenn freundschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern gepflegt werden. Und zwar auf Grundlage von gegenseitigem Respekt, aber auch auf Augenhöhe und unter Beachtung von internationalem Recht und UN-Resolutionen.
Ähnlich betonte der Bürgermeister der polnischen Partnerstadt Lublin, dass gegenseitiger Respekt ein wichtiger Baustein für Frieden sei. Der stellvertretende Bürgermeister aus Enschede bestätigte diesen Ansatz und ergänzte: „Wir als Stadtverwaltungen müssen Möglichkeiten bieten, sich kennenzulernen – auf privater Ebene, in Verwaltungs- und Wirtschaftskreisen.“
Genau hier setzen Städtepartnerschaften an. Münster hat Freunde in aller Welt, wie die internationale Videokonferenz deutlich vor Augen führte. Aus diesen Freundschaften entspringt die Chance, einen Beitrag zur Friedenssicherung zu leisten. Anhand von vergleichenden Fotos aus allen Städten aus 1945 und aus den letzten Jahren wurde deutlich, wie viel in den 75 Jahren Frieden erreicht wurde.
Markus Lewe bedankte sich bei allen Teilnehmenden für die langjährige Freundschaft und Verbundenheit. Er beendete die Videokonferenz mit einem Aufruf, im Dialog zu bleiben, Wissen auszutauschen, sich globalen Herausforderungen gemeinsam zu stellen und vor allen Dingen Menschen in Verbindung zu bringen. Frei nach dem Motto „Frieden funktioniert über Verständigung, und Verständigung über die respektvolle Kommunikation miteinander“.
Nähere Informationen zu den Partnerstädten gibt es im Internationalen Büro im Amt für Bürger- und Ratsservice der Stadt Münster: www.stadt-muenster.de/international/startseite.html