Projekte für mehr Service / Leitfäden für Zielgruppen, neuer Internetauftritt und Videoclips geplant
Infektionszahlen auswerten, an Hygienekonzepten feilen, im Home-Office durchhalten – so könnte man sich den Arbeitsalltag von Beschäftigten der Stadtverwaltung Münster in diesen Monaten vorstellen. Doch das trifft nur zum Teil zu. Trotz Krisenmodus treiben alle Dezernate Projekte voran, die in die Zukunft weisen und von Corona nicht ausgebremst werden. In einer Serie geben wir Einblick. In dieser Folge geht es darum, wie die Ausländerbehörde Menschen mit neuen Informationsmedien den Start in Münster erleichtern will.
Ausländeramt – schon das Wort klingt nach komplizierten Formularen in einer Sprache, die vielleicht nur wenig verstanden wird. Das wissen auch Helga Sonntag, die die Behörde im Stadthaus 2 seit 2016 leitet, und ihre Mitarbeiterin Julia Dolatowski. Beide arbeiten daran, dass jeder, der online oder persönlich mit dem Amt zu tun hat, dieses Vorurteil begraben kann. Zurzeit arbeiten sie an einem modernen und faktenreichen Internetauftritt sowie an Infomaterial zu Themen für Menschen, die in Münster Fuß fassen wollen oder müssen. Beides Bausteine einer Ausländerbehörde, die transparent und möglichst unbürokratisch weiterhilft. „Wir treiben viele Teilprojekte voran für mehr Service und interkulturelle Ausrichtung. Ende 2021 soll das Gesamtpaket abgeschlossen sein“, blickt Helga Sonntag voraus.
Wer aus dem Ausland kommt und in Münster studieren will, steht vor anderen Herausforderungen als jemand, der eine Arbeitsstelle antritt – zum Beispiel im Pflegedienst oder in der Wissenschaft. Wer Familienangehörigen nach Münster folgt, hat andere Fragen als Flüchtlinge aus Krisenherden vor einem Neustart. „Wir decken eine extreme Bandbreite von Gründen ab, mit uns Kontakt aufzunehmen“, sagt die Behördenleiterin. All diesen Menschen will die Ausländerbehörde stärker ihren Bedürfnissen entsprechend weiterhelfen – oft sogar schon vor ihrer Einreise.
„Wer hier studieren will, sollte vorher wissen, welches Sprachniveau er mitbringen muss – sonst wird das nichts“, gibt Helga Sonntag ein Beispiel. Und wer in China lebt, aber an ein Forschungszentrum in Münster wechseln wird, will im Vorfeld wesentliche Voraussetzungen abklären. „Daher stehen wir im Kontakt mit Hochschulen und Institutionen wie dem Max-Planck-Institut und verlinken zu weiteren Ansprechpartnern“, erklärt Projektmitarbeiterin Julia Dolatowski.
Welche Rechtsgrundlage gilt für den Aufenthalt in Deutschland? Welche Perspektiven bieten ein Studium, ein Beruf, eine Lehrstelle? Wie funktioniert ein Asylverfahren, wie eine Duldung oder ein Visumverfahren bei einer deutschen Botschaft im Ausland? „Je nach Anlass wollen wir künftig online kompakt auf einer Seite Anforderungen, Grundlagen und Perspektiven zusammenstellen. Wichtige Formulare gibt es zum Herunterladen“, kündigt Julia Dolatowski an.
Für Laien ist es schwierig, sich auf eigene Faust eine Übersicht zu verschaffen. „Es gelten rund 20 Rechtsgrundlagen und Erlasse. An einigen Stellen kann die Behörde Ermessen ausüben, an anderen nicht“, beschreibt Helga Sonntag. In Deutsch und Englisch soll künftig der Internetauftritt informieren. Faltblätter zum Mitnehmen sollen in den gängigsten Sprachen derer weiterhelfen, die aus aller Welt nach Münster kommen – zum Beispiel auf Arabisch. In Planung ist ein Heft für neu zugezogene Menschen aus dem Ausland. Zum Text kommen Bilder und Videos, die anschaulich erklären.
Eine rundum lebendige Webseite will näher an die Zielgruppen rücken. Menschen aus nahezu 160 Nationen leben in Münster. Hinter jeder der zehntausenden von Akten in der Ausländerbehörde steht ein Mensch mit seinem Schicksal, seinem Lebenslauf und seinen Zukunftsvorstellungen.
Jeder und jede mit einem ganz persönlichen Rucksack
Das Team um Helga Sonntag weiß, dass viele Besucher mit einem ganz persönlichen Rucksack ins Ausländeramt kommen – vor allem beim ersten Termin. „Einer hat Behörden in seinem Heimatland als repressiv erlebt, eine andere als korrupt. Wir handeln natürlich nach demokratischen Grundsätzen. Das bedeutet aber, dass es für alles Anträge und Formulare gibt. Und das macht es manchmal auch komplizierter“, weiß die Leiterin der Ausländerbehörde. Auch vor diesem Hintergrund arbeitet das Amt daran, Kunden Skepsis zu nehmen und Informationen klar zu strukturieren. Dazu passen auch bauliche Maßnahmen im Stadthaus 2 am Ludgeriplatz. Der Eingangsbereich wird einladender gestaltet, ein neues Leitsystem hilft bei der Orientierung. „Der Trakt war ursprünglich nicht für Publikumsverkehr vorgesehen. Es sieht hier noch nach alten Behördenfluren aus“, sagt Helga Sonntag. „Aber hinter den Türen sitzen freundliche und kompetente Menschen.“ Das bestätigt auch Christine Zeller, die sich als Stadtkämmerin nicht nur um die Finanzen der Stadt kümmert, sondern auch für das Rechts- und Ausländeramt verantwortlich ist. „Ich bin sehr froh, in der Ausländerbehörde auf ein engagiertes Team setzen zu können, dass ein modernes und bürgernahes Dienstleistungsunternehmen repräsentiert und damit für die so wichtige Willkommenskultur in unserer Stadt steht.“
Die Serie im Überblick (Folge 1 – 6): – –
– Westfälische Schule für Musik: Wertvolle Geige lag 30 Jahre im Dornröschenschlaf
– Digitale Rechnungen nützen Unternehmen und der Stadt
– Baustelle für blitzschnelles Internet in jedem Haus
– Magazin im Stadtmuseum: Vom zugigen Dachboden ins klimatisierte Depot
– Ausländeramt: Willkommenskultur mit digitaler Information
– Konversion: Gute Ideen zählen mehr als hohe Gebote
Quelle: Stadt Münster