Jeweils einen Bezirksbürgermeister haben die Bezirksvertretungen Mitte, Ost, Südost, Hiltrup, West und Nord im November aus ihren Reihen gewählt. Die sechs Kommunalpolitiker – vier Grüne, ein Sozial- und ein Christdemokrat – werden ihre jeweiligen Stadtteile prägen, ihre Ziele und ihre Persönlichkeit in das dortige Leben einbringen. Unsere Serie stellt die neuen Bezirksbürgermeister vor – diesmal Dr. Stephan Nonhoff (Grüne) aus der Bezirksvertretung Mitte.
„Eigentlich hätte aus mir ein konservativer Paohlbürger Münsters werden müssen“, sagt Dr. Stephan Nonhoff. Aufgewachsen ist er in der alteingesessenen Uhrmacherfamilie an der Rothenburg – aber weniger traditionell, als man vermuten würde. „In meiner Familie wurden Liberalität und Toleranz gelebt. Ich selbst war linksliberal eingestellt und habe mich während meines Studiums mehr und mehr den Grünen angenähert.“ Noch als Student trat er der Partei bei – „aber erstmal als ruhendes Mitglied ohne Engagement“, sagt Nonhoff.
Das änderte sich um das Jahr 2000 herum. Dr. Stephan Nonhoff war nach Stationen in verschiedenen Städten zurückgekehrt nach Münster, nahm hier an den politischen Sitzungen teil und warf zur Kommunalwahl 2004 erstmals seinen Hut in den Ring. „Damals stand ich irgendwo ganz hinten auf der Ratsliste – und bin letztendlich in der Bezirksvertretung gelandet. Heute bin ich froh darüber. Denn erstens hätte ich die Ratsarbeit neben meinem Beruf gar nicht geschafft. Und zweitens ist mir die Bezirksvertretung ans Herz gewachsen, weil man die Themen hier ganz pragmatisch und lösungsorientiert behandelt“, sagt der 58-Jährige. Die Parteizugehörigkeit stehe weniger im Vordergrund, stattdessen gehe es um die Sache, betont Nonhoff. „Das ist gerade im Bezirk Mitte wichtig. Denn im Gegensatz zu den Stadtteilen ist die Gesellschaft hier heterogener, ein ganz bunter Haufen.“ Am Herzen liegt ihm deshalb, dass die Identität der unterschiedlichen Quartiere erhalten bleibt.
Nonhoff unterrichtet als Lehrer an einer Gesamtschule und ist auch tätig als Dozent am Institut für Politikwissenschaft der Uni Münster. Hier kümmert er sich um die Ausbildung künftiger Politiklehrer und um die Fortentwicklung des Politikunterrichts. Kommunalpolitisch treibt ihn um, wie man in Münster die Verkehrswende gestalten und das Radfahren fördern kann – und wie die Innenstadt auch dann vielfältig und attraktiv bleibt, wenn sie nicht mehr ausschließlich dem Konsum dient.
„Hier wird und muss sich viel verändern, dafür wir brauchen gute Ideen. Und dafür will ich den Elan, der in der Bezirksvertretung gerade zu Beginn einer neuen Wahlperiode herrscht, aufnehmen und erhalten“, sagt der Bürgermeister für Münsters Stadtmitte. Wer hier wohnt, ihn aber noch nicht kennt, soll spätestens nach der Corona-Pandemie Gelegenheit dazu bekommen: „Sprechstunden in Büros funktionieren nicht gut. Deshalb will ich rausgehen, BV-Arbeit am Stehtisch machen und für spontane Gespräche bereitstehen – und zwar nicht nur auf dem Prinzipalmarkt oder am Domplatz, sondern in allen Vierteln des Bezirks.“