Im März 2019 endeten mit der Schließung des Café Grotemeyer auch 169 Jahre besonderer sozialer Begegnungen in dem letzten Traditions-Kaffeehaus der Stadt. Beim vorweihnachtlichen Sonder-Themenabend des Stadtarchivs steht am Donnerstag, 10. Dezember, das „Café Grotemeyer“ noch einmal im Mittelpunkt. Dorothée und Michael Kerstiens sowie die letzte Unternehmensleiterin Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel erzählen anhand von Dokumenten, Bildern und Erinnerungen von Zeitzeugen von der Geschichte dieser Kaffeehaus-Institution.
Dabei entsteht ein lebendiges Kapitel Stadt- und Zeitgeschichte. Gegründet 1850 war das Café Grotemeyer das erste und älteste Kaffeehaus der Stadt, das bis zuletzt in Familienhand war. Drei Generationen kreativer und emanzipierter Unternehmerinnen sorgten für den Aufstieg und Erfolg des Kaffeehauses an der Salzstraße 24. In den Räumen des Cafés trafen sich viele Münsteranerinnen und Münsteraner bei Kaffee und exquisiten Torten. „Viele verbinden persönliche Geschichten, etwa das erste Rendezvous oder auch Feiern, Musik- und Kleinkunstveranstaltungen mit dieser Lokalität“, berichtet Anja Gussek vom Stadtarchiv. Auch der Maler Fritz Grotemeyer steht in enger Verbindung zum Kaffeehaus. Einige seiner Werke schmückten die Räumlichkeiten.
Einen Schwerpunkt legen die Referenten auf das Kriegsende, den Wiederaufbau und Neubeginn der Zuckerbäckerei auf der Salzstraße. Im September 1949 konnte das Café Grotemeyer als erstes Kaffeehaus wiedereröffnen. Nur das Erdgeschoss stand bereits wieder. „Grotemeyer in alter und neuer Schönheit. Ein Meisterwerk der Raumgestaltung“ lobte ein Zeitungsartikel das neue Haus. Auch in dieser schweren Zeit war Grotemeyer mehr als ein traditionsreiches Kaffeehaus, es war eine Art öffentliches Wohnzimmer für die Münsteranerinnen und Münsteraner, ganz besonders in der Nachkriegszeit.
Info: Der Themenabend wird live im Internet übertragen und ab 18 Uhr freigeschaltet. Der direkte Zugang ist über www.stadt-muenster.de/archiv oder den Link www.twitch.tv/stadtarchivms möglich. Wer später noch einmal hineinhören möchte, hat zwei Wochen Zeit dazu. So lange bleibt das Online-Angebot aktiv.