Corona: Was die zweite Welle für Münster bedeutet

Weitere Schutzmaßnahmen für den Wochenmarkt / Über 100 Kräfte in der Corona-Fachstelle des Gesundheitsamtes

459
TMITC - Ads

Vor dem Hintergrund der zweiten Coronawelle und der damit verbundenen Notwendigkeit für weitere Schutzmaßnahmen wird der Wochenmarkt in Münster wieder entzerrt. Das kündigten Oberbürgermeister Markus Lewe und Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer am Dienstagmittag (3. November) bei einer Pressekonferenz an. Analog zur Schließung der Gaststätten werden die Betreiber der Verzehrstände auf dem Wochenmarkt am Domplatz auf Tische, Bänke und Pavillons verzichten. Speisen und Getränke dürfen nur noch „To Go“ angeboten werden. Die so gewonnenen Freiflächen werden genutzt, um das Stand-Angebot noch weiter aufzulockern. „Eine Ausdehnung auf den Prinzipalmarkt ist daher nicht erforderlich. Der Domplatz und der angrenzende Parkplatz bieten genügend Freiraum für die Wochenmarktstände“, so Wolfgang Heuer.

„Vor uns liegen sehr schwierige Wochen. Trotzdem wollen wir weiterhin alles möglich machen, was der Pandemiebekämpfung nicht widerspricht“, sagte Markus Lewe. Handlungsspielräume sieht der Oberbürgermeister unter anderem bei einem Teil der Gastronomie. Wegen zuletzt auch in Münster wieder stark gestiegener Infektionszahlen ist der Betrieb von Gaststätten seit Montag landesseitig verboten. Lewe: „Münster gehört zu den lebenswertesten Städten in Europa. Das muss auch während der Pandemie so bleiben.“

Nachverfolgung: Verstärkung aus anderen Ämtern

Nach Angaben des städtischen Gesundheitsamtes haben sich in Münster inzwischen 80 Praxen aus der niedergelassenen Ärzteschaft bereit erklärt, Abstrichtests durchzuführen. Die Krankenhäuser in Münster können insgesamt bis zu 250 Intensivbetten für Covid-Patienten bereitstellen. Aktuell befinden sich 33 Covid-Patienten in stationärer Behandlung, davon müssen zehn intensivmedizinisch behandelt werden (Stand Montag). Die Corona-Fachstelle im Gesundheitsamt wird in der kommenden Woche auf 103 Personen verstärkt – etwa die Hälfte der Verstärkung stammt aus Abordnungen anderer Ämter, die andere Hälfte setzt sich aus Neueinstellungen zusammen.

Trotz der schrittweisen Lockerungen wurden in den Pflegeeinrichtungen Münsters über viele Wochen keine Infektionsfälle mehr registriert. Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens wird nun aber auch ein häufigeres „Überspringen“ auf diese Einrichtungen wieder wahrscheinlicher. Gleichwohl legt das städtische Sozialamt darauf Wert, dass Menschen in den Pflegeeinrichtungen nicht isoliert werden. Entsprechend haben letztere ihre Konzepte für den Infektionsschutz und für den Besucherverkehr aktualisiert. Auf Beschluss des Krisenstabes wurde überdies in Kooperation mit der AWO eine Isolierstation mit elf Plätzen für die Versorgung pflegebedürftiger Covid-Patienten aus stationären Einrichtungen vorbereitet.

Mögliche Verzögerung bei Bauprojekten

Zu möglichen Auswirkungen der zweiten Corona-Welle können auch Verzögerungen bei Bauprojekten gehören, weil notwendige Anhörungen nicht oder nur zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden dürfen. Soweit möglich, werden öffentliche Veranstaltungen – die zum Teil auch kurzfristig abgesagt werden mussten – durch digitale Formate ersetzt. So konnte beispielsweise die Beteiligung zu den Velorouten im Sommer bereits digital durchgeführt werden.

Bislang noch keine Verzögerungen gab es beim Baugeschehen auf den ehemaligen Kasernen im Stadtgebiet, wo neue Wohnquartiere entstehen. Verzögerungen können sich allerdings aufgrund notwendiger Kampfmittelbergungen ergeben, wenn diese aufgrund der damit einhergehenden Evakuierung seitens der Feuerwehr wegen des bestehenden Kontaktverbotes nicht angeordnet werden können.

Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die Auswirkungen auf die Gewerbesteuer und den städtischen Anteil an der Einkommenssteuer auch im kommenden Jahr und voraussichtlich bis in das Jahr 2022 spürbar sein werden. Oberbürgermeister Markus Lewe: „Vor dem Hintergrund der zweiten Welle haben wir die Erwartung an das Land und den Bund, nicht nur die Gewerbesteueerausfälle im laufenden Jahr zu kompensieren, sondern auch jetzt schon das Jahr 2021 in den Fokus zu nehmen, um die Kommunen in ihrer Handlungsfähigkeit zu unterstützen.“

Wichtiger Beitrag der Bevölkerung

Lewe und Heuer bitten die Münsteranerinnen und Münsteraner eindringlich, die Pandemiebekämpfung zu unterstützen. Lewe sagte: „Fordern Sie sich gegenseitig auf, Masken zu tragen, Abstand zu halten, auf Hygiene zu achten und regelmäßig zu lüften. Die verschärften Infektionsschutz-Regeln werden leider noch lange notwendig sein und müssen von allen Bürgerinnen und Bürgern gelebt und mitgetragen werden.“ Markus Lewe bat darum, auch die öffentlichen Einrichtungen im Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen. Lewe: „Ich weiß, dass die außerordentliche Belastung bei allen Ämtern und Einrichtungen an der Corona-Front zu verzögerten Abläufen führt, die die Geduld der Bevölkerung strapazieren. Aber die Ämter und Einrichtungen sind nicht das Problem. Sie helfen, das Problem zu lösen.“

Wolfgang Heuer geht davon aus, dass die ergriffenen Maßnahmen zur Kontaktreduzierung mit einem zeitlichen Versatz von zwei bis drei Wochen Wirkung zeigen werden. Er ruft die Menschen in Münster auf, noch einen Schritt weiter zu gehen und sich aktuell bei jedem nahen Kontakt zu fragen, ob dieser nötig ist oder zumindest so gestaltet werden kann, dass ein Infektionsrisiko so weit wie möglich ausgeschlossen ist. „Mit einer solch starken Reaktion der Bevölkerung ist es machbar, die zweite Welle zu brechen und mit einer deutlich verbesserten Ausgangslage in den Winter zu gehen.“

TMITC - Ads