Das Pendel bewegt die Menschen

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Vor einem Jahr Übergabe des Richter-Kunstwerkes / Bisher über 300 000 Interessierte / Führungen

Vor einem Jahr drängten sich viele Hundert Menschen in und um die Dominikanerkirche, um bei der feierlichen  Übergabe eines besonderen Kunstwerkes dabei zu sein: Gerhard Richter hatte für die Dominikanerkirche die Installation „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“ geschaffen und seine Arbeit der Stadt zum Geschenk gemacht.

In nur wenigen Tagen strömten nach der Übergabe bereits über 18 000 Interessierte in die profanierte Kirche. Ein unglaubliches Interesse, das auch in den vergangenen Monaten kaum nachließ. „Das barocke Baudenkmal hat sich zu einem der meistbesuchten Kunstorte Münsters entwickelt“, sagt Kulturdezernentin Cornelia Wilkens. „Das Pendel bewegt Münster“. Bisher haben 310 000 Besucherinnen und Besucher die Richter-Arbeit auf sich wirken lassen.

Sie besteht aus einem Foucaultschen Pendel, einer kreisrunden skalierten Bodenplatte und zwei grauen Doppelspiegeln. Während das in der Kuppel verankerte Pendel ohne Unterlass gleichmäßig schwingt, dreht sich im Verlauf einer Stunde die Ebene unter der Messingkugel um zirka 12 Grad entgegen dem Uhrzeigersinn. Für eine vollständige Rotation um 360 Grad werden etwa 30 Stunden benötigt. Damit wird die erstmals im Jahr 1851 von dem französischen Physiker Léon Foucault in einem Pendelversuch nachgewiesene Erdrotation sichtbar.

In den grauen Doppelspiegeln zeigt sich in Richters Installation eine grundsätzliche Skepsis des Künstlers, Bilder als visuellen und konzeptuellen Nachweis einer wie auch immer gearteten Realität zu nutzen oder diese gar zu ersetzen. In diesem Sinne folgen seine Arbeiten auch einer Selbstkritik, die unaufhörlich die Beziehung zwischen Illusion und Realität, Subjekt und Objekt, Darstellung und Wahrheit auslotet. Für die Betrachterinnen und Betrachter wird der Besuch des Baudenkmals zur Begegnung mit der Zeit und mit ihrer Vorstellung von Wirklichkeit. Feinfühlig reagiert Richters Werk auf die Gegebenheiten des Ortes. In der pulsierenden Stadtmitte hat der Maler und Bildhauer einen stillen Ort kreiert, der zum Innehalten einlädt.

Münsters Publikumsmagnet soll künftig für künstlerische und kulturelle Veranstaltungen offen stehen. Dafür wird die Kirche saniert und erweitert, aktuell wird in diesen Wochen das Dach erneuert. Bis zur vorläufigen Schließung des Gebäudes am Ende des Jahres bietet die Stadt sonntags um 11 und 11.30 Uhr kostenlose Führungen an. Dafür ist eine Anmeldung erforderlich: Buchung in der Münster-Information (Syndikatplatz), in der Information in der Bürgerhalle des Rathauses (Prinzipalmarkt) oder online über https://www.tportal.toubiz.de. Auch individuelle Führungen sind möglich für Gruppen wie Einzelpersonen (E-Mail pendel@stadt-muenster.de). Öffnungszeiten Dominikanerkirche: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr; www.stadt-muenster.de/dominikanerkirche

Quelle: Stadt Münster

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