Westfälische Schule für Musik im Online-Unterricht / Lichtblicke schicken / Vom Wert echter menschlicher Nähe
Die Corona-Krise hat alles verändert. Die Welt steht still. Viele sorgen sich um ihre Gesundheit, um Beruf und Arbeitsplätze. Auch an der Westfälischen Schule für Musik ist der Alltag auf den Kopf gestellt. Ein schweigendes Haus: Konferenzen anstelle von fröhlichen Kinderstimmen. Abstimmungen statt munterem Tönegewirr aus allen Räumen. Und dennoch: Quasi über Nacht hat das Kollegium eine Fülle von Alternativen auf die Beine gestellt: „Musikunterricht im Online-Angebot – unseren Kindern und Jugendlichen bleibt ein kleines, wunderbares Stück Normalität erhalten“, sagt Musikschuldirektorin Friedrun Vollmer.
Digitale Vermittlungsformen können den vertrauten Unterricht nicht ersetzen. Aber sie bringen den Schülerinnen und Schülern gewohnten und geliebten Alltag nach Hause. Dazu einen aufmunternden Motivationsschub für das Beschäftigen mit selbstgemachter Musik, einem wichtigen Ausgleich zum virtuellen, isolierten Schulunterricht in diesen „Corona-Wochen“.
In der Krise reagiert das Kollegium kreativ und hat gemeinsam mit den Eltern schnell und engagiert die Wege zur kontaktfreien Kommunikation geebnet. Da werden in den Instrumentallehrer-Laboren Noten eingescannt und gemailt, Mitspiel-Audiodateien produziert und versendet, YouTube-Links herausgesucht, Apps heruntergeladen oder Übe-Tutorials hergestellt. Nicht minder begeistert sind die Schülerinnen und Schüler aktiv. Sie laden Programme und Applikationen, testen Skype und FaceTime, drehen unermüdlich Proben-Videos, verschicken Audiodateien.
Eva Bäuerle Gölz unterrichtet das Fach Harfe. „Jeden Tag bekommen die Jugendlichen einen kleinen Impuls. Das kann eine kreative Aufgabe sein – zum Beispiel Improvisation. Ich sehe meine Aufgabe darin, Lichtblicke zu schicken.“ Von „durchweg positiven Telefonaten“ berichtet Kollegin Anja Bareither. „Alle finden es super, dass die Musikschule den Unterricht fortsetzt“, so die Trompetenlehrerin. Andere Lehrer lassen sich via Telefon Übungen vorspielen, beraten ihre Musikschüler und geben Feed Back zu Ton- und Filmaufnahmen. Im Einzelunterricht kommt WhatsApp zum Einsatz, und an die Stelle des „eingefrorenen“ Gruppenunterrichtes in einer Gesamtschule treten Videos, die auf den schuleigenen Server gestellt werden. „Ach, das ist eine tolle Sache“, hört auch Ralf Nackowitsch immer wieder von seinen Jugendlichen. Er lehrt Schlagzeug und ist bei „Kinderhaus rockt“ eingesetzt. Ähnlich positive Rückmeldungen gehen auch beim Landesverband der Musikschulen ein.
Zwar ist Internetunterricht nur eine Lösung auf Zeit, bleiben doch Inhalte wie Klangentwicklung oder musikalischer Ausdruck auf der Strecke. „Doch wenn nach der Krise endlich wieder frei und analog unterrichtet und musiziert werden kann, wird die Musikschule einen Innovationszuwachs haben, den sie in normalen Zeiten vermutlich nie erreicht hätte“, ist sich Lisa Bröker sicher. „Alle werden den Wert von echter menschlicher Nähe ohne einen trennenden Bildschirm noch einmal anders zu schätzen wissen“, so die Leiterin für Kurse und Workshops an der Musikschule.
Quelle: Stadt Münster