Kanalstraße seit heute wieder komplett befahrbar

Strecke wird fast zehn Monate früher als geplant freigegeben / Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind größtenteils fertiggestellt / Förderung vom Land

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Fast zehn Monate früher als geplant kann die seit Mitte 2019 voll gesperrte Kanalstraße wieder für den Kfz-Verkehr freigegeben werden. Das Regenwasserpumpwerk unter der Kanalstraße sowie die Straßen- und Kanalarbeiten vom Lublinring bis zum Nevinghoff werden deutlich schneller fertig, denn die Baufirma hat mehr Arbeitskolonnen als üblich eingesetzt. Zu 80 Prozent sind alle vorgesehenen Baumaßnahmen bereits umgesetzt – vom mehrstufigen Hochwasserschutz bis zur ohnehin anstehenden Fahrbahn- und Kanalsanierung.

Knapp zehn Millionen Euro wurden bisher investiert – mit hoher Förderung des Landes NRW. „Das Starkregen-Ereignis vor allem in den Städten Münster und Greven im Jahr 2014 hat uns vor Augen geführt, dass wir in die Klimaresilienz der Städte unserer Region viel mehr investieren müssen. Die Förderung des Hochwasserschutzes und der ökologischen Verbesserung der münsterschen Aa an der Kanalstraße stehen dafür beispielhaft“, so Regierungspräsidentin Dorothee Feller. 2017 förderte die Bezirksregierung die Erhöhung des als Deich wirkenden Radwegs mit fast 410 000 Euro, Ende 2017 hatte Regierungspräsidentin Dorothee Feller für die ökologische Aufwertung der Aa einen Förderbescheid über fast 1,5 Millionen Euro an Oberbürgermeister Markus Lewe überreicht.

„Rund um die Kanalstraße ist in kurzer Zeit richtig viel passiert. Ein wichtiger Baustein des Hochwasserschutz-Konzeptes der Stadt ist in rekordverdächtigem Tempo fertiggestellt worden“, ist Lewe von der schnellen Realisierung des Regenwasserpumpwerkes und der vorzeitigen Freigabe der Straße für den Verkehr begeistert. „Auch die Menschen in den Wohngebieten an der Kanalstraße waren vom Starkregen vor sechs Jahren besonders betroffen. Dort werden jetzt viele bei schlechtem Wetter ruhiger schlafen.“

Beim „Jahrhundertregen“ am 28. Juli 2014 trat die Aa im Bereich der Kanalstraße aus ihrem engen Betonbett über die Ufer, die Kanalisation war damals völlig überlastet, und es gab starke Überschwemmungen bis in die Wohnhäuser der Anlieger. Anlass genug für die Stadt Münster, den Schutz vor extremem Hochwasser aufwändig zu verbessern und gleichzeitig Schäden im Kanalsystem zu sanieren. Herzstücke des groß angelegten Umbaus sind die renaturierte Aa entlang der Kanalstraße, eine leistungsfähigere Kanalisation, ein höherer Deich zwischen der Aa und ihren Auen sowie der Kanalstraße und ihrer Wohnbebauung – und natürlich das Hochwasserpumpwerk, das bei starkem Regen Wasser sammelt und dosiert wieder abgeben kann.

In der Kanalstraße wurden innerhalb von 16 Monaten 1352 Meter Schmutz- und Regenwasserkanal und 900 Meter Anschlussleitungen erneuert, die Straße auf 1090 Meter komplett saniert sowie stadteinwärts ein komfortabler, 1300 Meter langer Rad- und Fußweg gebaut.

Restarbeiten laufen noch im unterirdischen Maschinenraum des Pumpwerkes. Dafür aber ist keine Vollsperrung mehr notwendig – den Monteuren reicht ein kleiner abgesperrter Bereich in Höhe Wibbeltstraße, von dem aus sie den Technikkeller erreichen. Lediglich für das Einbringen eines Stahlträgers wird ein Autokran benötigt – in etwa fünf Wochen wird die Kanalstraße deshalb wenige Stunden lang gesperrt. Eine letzte – eintägige – Straßensperrung ist danach für den Testlauf des Pumpwerks notwendig. Provisorische Leitungen werden dann aus der Aa in die Pumpanlage geführt. Der Termin dafür steht noch nicht fest, er ist abhängig vom Pegelstand des Flusses. Erst danach geht das Pumpwerk in den Betrieb. Die voraussichtlichen Kosten für Pumpwerk und Technik, Kanalbau und die Umgestaltung der Straße betragen 7,2 Millionen Euro.

Die sichtbaren Teile des Hochwasserschutz-Konzeptes haben die Münsteraner bereits für sich erobert: Seien es der erhöhte und komfortabel asphaltierte Rad- und Fußweg auf dem Deich zwischen Innenstadt und Zentrum Nord, die stählerne Aa-Brücke im Bereich Wibbeltstraße oder den mäandernden Flusslauf der Aa mit seinen natürlich gestalteten Ufern. Das jetzige Flussbett mit Steinen, Wurzeln, Baumstümpfen, Sandbänken und Überlaufflächen lockt nicht nur Spaziergänger, spielende Kinder und viele Tierarten an, sondern funktioniert mit wenig Wasser auch genauso gut wie bei heftigen und langen Regenfällen: In trockenen Zeiten fließen hier 50 Liter pro Sekunde durch die Aa, bei einem Extremregen bis zu 50 000.

Etwa eine Million Euro hat die Renaturierung des Flusses auf einer Länge von 1,3 Kilometern gekostet. Insgesamt 435 000 Euro sind in Deich und Radweg geflossen.

Auch in Zukunft wird das Großprojekt weiterlaufen: Geplant sind eine Aa-Brücke in Höhe der Landwirtschaftskammer, mehrere Kanalsanierungen in der Wibbeltstraße, Robert-Blum-Straße, Flandernstraße und im Kreuzviertel sowie ein weiteres Pumpwerk. Auch die naturnahe Umgestaltung des Gewässers wird voraussichtlich fortgeführt: Südlich des Lublinrings in Richtung Innenstadt soll die Aa künftig ebenfalls aus ihrem beengten Flussbett geholt werden.

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