Platz 1 in der Gesamtwertung. Münster kann sich nach einer Befragung des ADAC über diese Auszeichnung im Vergleich zu 28 weiteren Großstädten mit maximal 500 000 Einwohnern freuen. Erhoben wurde die subjektive Zufriedenheit mit der Mobilität von Einwohnerinnen und Einwohnern wie auch von Pendelnden. Gefragt wurde nach der Nutzung von PKW, dem ÖPNV, dem Rad und den Wegen, die zu Fuß zurückgelegt werden. In drei von vier Einzelkategorien hat Münster den ersten Platz belegt.
„Da hat Münster offensichtlich so manches richtig gemacht“, freut sich Oberbürgermeister Markus Lewe. „Natürlich ist das Fahrrad ein sehr wichtiges Fortbewegungsmittel in unserer Stadt. Rund 40 Prozent der Wege werden ja mit dem Rad erledigt. Gleichzeitig wollen wir aber auch denen, die auf das Auto angewiesen sind, die Möglichkeit bieten, ihr Ziel gut zu erreichen.“
Die Befragungen vom 7. Oktober bis 7. November des vergangenen Jahres haben ergeben, dass in Münster, im Vergleich zum Zahlen-Durchschnitt der beteiligten Städte (165 000 bis 365 000 Einwohner), das Fahrrad überdurchschnittlich häufig genutzt wurde. Es ist das Verkehrsmittel der Wahl, wenn es darum geht in der Stadt Ziele zuverlässig und pünktlich zu erreichen. Zudem ist das „Sicherheitsgefühl“ hoch. Die Hälfte der Befragten nutzt allerdings nie oder so gut wie nie ein Fahrrad in Münster. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Befragung Pendler ebenso berücksichtigt wie Einwohnerinnen und Einwohner.
Persönliche Erfahrungen mit Mobilitätsvarianten erfragt
Die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs bewegt sich ebenso im Durchschnitt der Vergleichsstädte wie das zu Fuß gehen in Münster. Der ÖPNV belegt in der Befragung mit Rang 5 einen Platz im oberen Viertel. Wenig überraschend ist, dass während der Corona-Pandemie die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel einen deutlichen Einbruch erlebt hat. Gleichwohl bleibt es dabei, dass die Verbindungen, die Taktung, die Pünktlichkeit oder das Haltestellennetz gelobt werden. Gefragt wurde in allen Kategorien nach den vorangegangenen drei Monaten.
Münster ist die einwohnerstärkste Stadt in Deutschland ohne ein Stadtbahn- oder Straßenbahnsystem. Neue Angebote im ÖPNV wie das Pilotprojekt „LOOP“ oder die Planung von Bikesharing- und Carsharing-Angeboten sollen in den öffentlichen Nahverkehr integriert werden und diesen attraktiver machen.
Der gute Gesamteindruck Münsters im ADAC-Monitor spiegelt die positiven Erfahrungen der Verkehrsteilnehmenden, die nach ihren persönlichen Nutzungserfahrungen gefragt worden waren. Konflikte treten besonders da auf, wo unterschiedliche Verkehrsarten aufeinandertreffen. Negativer Ausreißer in der Gesamteinschätzung der Befragten sind das fehlende Miteinander von Autofahrenden und Radfahrern sowie mangelndes Parkraumangebot.
„Über das gute Abschneiden freuen wir uns natürlich. Für uns ist das auch Ansporn an Münsters Mobilität von morgen weiterzuarbeiten“, sagt Stadtbaurat Robin Denstorff. Gleichwohl zeige der seit Jahren intensive Einsatz für die Infrastruktur den richtigen Weg. In 2020 wurden acht Straßen auf einer Länge von gut 5,5 Kilometern zu Hauptstraßen fürs Fahrrad umgebaut und Fortschritte für wichtige Abschnitte der stadtregionalen Velorouten sowie dem rad- und fußgängerfreundlichen Ausbau der Kanalpromenade gemacht. „Neben diesen Infrastrukturmaßnahmen sind in Münster auch Angebote für eine Nutzung von Mobilitätsvarianten wie Lastenradförderung, Leezenboxen an ÖPNV-Haltepunkten oder Ampeltrittbretter wichtige Bausteine für den Verkehr in der Stadt ebenso wie in die Stadt hinein und heraus. Als Oberzentrum der Region verzeichnet Münster eine große Zahl an Ein- wie Auspendlern. Auch die müssen angemessen und sicher an ihr Ziel kommen“, erläutert der Dezernent für Planung, Bau und Wirtschaft.
Straßeninfrastruktur wird gepflegt
Straßenbau werde auf hohem qualitativen Niveau durchgeführt und notwendige Reparaturen frühzeitig erledigt, um so die Straßen mit niedrigeren Kosten instand zu halten. Das Baustellenmanagement wird trotz negativer Gesamtbeurteilung im Vergleich zu den anderen Städten am besten bewertet. Die Großbaustelle an der Heroldstraße, wo anstelle der Bahnschranken eine Straßenunterführung entsteht, ist hier ein aktuelles Beispiel.
Münster investiert jährlich rund 13 Millionen Euro in den Erhalt und 11 Millionen in den Bau neuer Mobilitätsinfrastruktur.
Fußgängerinnen und Fußgänger fühlen sich sicher, wenn sie in Münster unterwegs sind. Der Zustand der Gehwege und deren beständig zunehmende barrierefreie Nutzung wird ebenso gelobt wie beispielsweise auch das Angebot und die Beleuchtung der Überquerungsmöglichkeiten der Straßen. Allerdings ist die Einschätzung der Barrierefreiheit nur bedingt aussagefähig, weil sie nicht aus der Perspektive mobilitätseingeschränkter Menschen vorgenommen wurde. Die Breite der Gehwege wurde wenig thematisiert. Offensichtlich wurden Nutzungskonflikte in den Quartieren im Monitoring kaum berücksichtigt. Deutlich wurde aber, dass in Corona-Zeiten die Bedeutung des Fußverkehrs für viele Menschen gestiegen ist.
„Basis für Münsters Mobilitätsplanung ist der integrierende Blick auf alle Verkehrsmittel“, so Stadtbaurat Denstorff. Die Stärkung des Umweltverbundes von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr ist erklärtes Ziel. Ein besonderer Fokus liegt in Münster natürlich auf der Entwicklung der Fahrradinfrastruktur. „Hier investiert Münster viel: Seit 2018 konnten die Investitionen in die Radinfrastruktur auf gut 30 Euro pro Jahr und Einwohner verdoppelt werden“, blickt Robin Denstorff auf die vergangenen Jahre zurück. So konnten die neu gestalteten Geh- und Radwege an der Wolbecker Straße, an der Hammer Straße, der Amelsbürener Straße und dem Höltenweg die Sicherheit und den Komfort für Radfahrende deutlich verbessern.