Warmasphalt / Amt für Mobilität und Tiefbau unterstützt Forschung zum Klima- und Arbeitsschutz beim asphaltieren
Was bei Straßenbauern die Leidenschaft entfacht und den Experimentiergeist anstachelt, ist für Laien in der Regel nicht so spannend. Denn kaum jemand weiß, wie viel Expertenwissen im Straßenbelag steckt. Auf Nienberger Straßen wird aktuell so genannter Warmasphalt verbaut.
Das städtische Amt für Mobilität und Tiefbau ist bundesweit seit jeher ganz vorn dabei, wenn es darum geht, zukunftsfähige Lösungen für die Straße zu entwickeln. Jetzt experimentieren die Ingenieure und Straßenbauer des Amtes gemeinsam mit der Fachhochschule Münster mit Warmasphalt. „Wir untersuchen, welche Beeinträchtigungen bei der Nutzung von Warmasphalt vermieden werden können. Denn die Gesundheit der Menschen an der Baustelle, Arbeiter wie Anwohner, liegt uns sehr am Herzen“, sagt Dr. Alexander Buttgereit, Abteilungsleiter im Amt für Mobilität und Tiefbau.
In Nienberge stehen daher die Straßen Wellingweg, Hunnebeckweg, Schmitthausweg und Vogelsang im Fokus der angewandten Wissenschaft. Dort verbauen die Straßenbauer in diesen Tagen auf Teststrecken zwischen 600 und 1200 Metern Länge Warmasphalt, und zum Vergleich auch konventionell bei 160 Grad gemischten Asphalt.
Warmasphalt ist mit 130 Grad Verarbeitungstemperatur rund 30 Grad kühler als konventioneller Asphalt. Die beim Einbau von Asphalt frei werdenden Dämpfe gelten als Gefahrstoffe, für die zukünftig ein strenger Grenzwert festgelegt ist. Vom Warmasphalt versprechen sich die Fachleute wichtige Vorteile, die sich an ersten Versuchsstrecken auch schon bestätigt haben: Je niedriger die Temperatur, desto weniger der möglicherweise schädlichen Dämpfe werden frei, und es „riecht“ auch weniger.
Gleichzeitig sinken der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen bei der Asphaltherstellung. Die machen nahezu zwei Drittel der Gesamtemissionen im Straßenbau aus. Durch die niedrigere Mischtemperatur wird das Bitumen weniger stark beansprucht, so dass trotz der erschwerten Einbaubedingungen vielleicht auch eine längere Haltbarkeit erreicht werden kann.
Trotz der um rund 30 Grad reduzierten Temperatur muss der Asphalt genauso fehlerfrei verarbeitet werden wie der konventionelle Asphalt; es dürfen später auf den Straßen keine Unebenheiten oder Risse entstehen. Auch die riesigen Straßenfertigerfahrzeuge müssen mit der zäheren kühleren Masse klarkommen. Damit das gelingt, braucht es Zusätze, durch die sich der warme Asphalt genauso gut verarbeiten lässt wie der konventionelle Straßenbelag. In Deutschland hat das vor den münsterschen Tiefbauern in dieser Konsequenz noch niemand versucht. Der Projektpartner Eurovia hat in Frankreich Erfahrung mit dem Verfahren sammeln können. Die Fachhochschule Münster wird die Ergebnisse systematisch beobachten und auswerten.
„Asphalt ist ein Thema, das nicht jeden vom Hocker reißt“, weiß Maria Koordt vom Amt für Mobilität und Tiefbau. „Aber wir sind Ingenieure aus Leidenschaft. Und wir sind in Deutschland und darüber hinaus gut vernetzt, daher treiben wir die Entwicklung im Straßenbau und Klimaschutz voran.“
Quelle: Stadt Münster